
Wie das Schreiben mich rettet
Ich habe einen kleinen, aber feinen Literaturpreis gewonnen, den Förderpreis des Signaturen Wettbewerbs, der hier am Bodensee beheimatet ist. Am Dienstag, den 16. Oktober ist die Preisverleihung in Tettnang, und ich freue mich schon dabei zu sein, denn ja, ich nehme diesen Preis sehr gerne entgegeben!
Meine Freude geht aber noch viel tiefer. Denn abgesehen davon, dass ich Sekt schlürfend und Häppchen essend auf einer Preisverleihung rumstehe und Hände schüttle, abgesehen davon bedeutet der Preis noch etwas anderes für mich. Denn die Kurzgeschichte, die ich eingereicht habe, ist an einem der Tiefpunkte meines Lebens entstanden.
Der Text trägt den Titel „A wie Arbeitslosigkeit“ und ist vor einigen Jahren entstanden, als ich (wie der Titel es schon so schön ankündigt) arbeits- und perspektivlos dasaß, mir Sorgen um meine Zukunft machte und nicht wusste, wie es weitergehen soll. Ich fragte mich, warum die Erfahrung, die ich da machte, mich so sehr schmerzte und rang mit all dem, was sich in mir drin abspielte.
Wenn ich heute diese Kurzgeschichte lese, dann staune ich immer wieder darüber, wie witzig das ist, was ich damals zu Papier gebracht habe. Denn auf merkwürdige Weise ist es mir gelungen, eine Haltung zu finden, die nicht stehen bleibt bei „Alles tut mir weh, diese Welt ist gemein, ich hasse es auf Erden zu sein“. Irgendwie ist es mir gelungen, auf dem Papier schon einen Schritt weiterzugehen… der Situation Leichtigkeit und Humor abzuringen, auch wenn ich mich noch gar nicht danach fühlte.
Und das, ihr Lieben, ist eine Erfahrung, die ich immer wieder mache. Dass sich durchs Schreiben die Dinge verwandeln. Dass ich mir mit dem Schreiben selbst zu einer Art Wegweiser werde. So als wollte mir mein zukünftiges, weiseres Ich zuflüstern: „Hier, schau, hier geht’s lang.“
Manchmal denke ich, dass ich einzig alleine deswegen schreibe. Nicht um andere zu retten, sondern um mich selbst zu retten.
Wenn meine Texte anderen Menschen gefallen und etwas bedeuten, wenn ich dafür Preise verliehen bekomme – dann ist das großartig. Es ist wunderschön! Aber die noch größere Kostbarkeit ist, was meine Texte mir bedeuten. Dass ich zurückschauen kann und sehen kann, welche Kraft in mir schlummert. Welche Kraft ich habe, die Dinge zu bewältigen, welche Kraft ich habe, mich selbst durchs Leben zu navigieren.
Gibt es etwas Besseres als das?
Zeichnung: Franziska Schramm, all rights reserved
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