
Woran du merkst, dass dein Innerer Kritiker dich blockiert
Wenn ich kreative Dinge tue, dann kann ich damit rechnen, dass mein Innerer Kritiker früher oder später auf der Matte steht. Dann flutscht es nicht mehr. Und ich bin frustriert.
Obwohl ich das theoretisch weiß, „vergesse“ ich das immer wieder. Ich kriege es nicht mit, oder ich hab keine Lust, mich näher mit meinem Unwohlsein zu beschäftigen. Meistens agiert mein Innerer Kritiker auch so subtil, so unterhalb meiner Bewusstseinsgrenze, dass ich kaum mitkriege, was da abgeht.
Interessanterweise hat mein Körper aber doch so eine Art Frühwarnsystem. Und es gibt drei Anzeichen, bei denen ich todsicher weiß: Da isser wieder. Mein innerer Kritiker ist am Werk.
1 Meine Freude beginnt zu bröckeln
Wenn ich mit einem neuen Projekt starte, bin ich Feuer und Flamme. Zum Beispiel beim Bau dieser Website! Ich hatte unermessliche Freude in mir drin, weil ich intuitiv wusste: Das steht jetzt an, jetzt ist der richtige Zeitpunkt, das mache ich jetzt! Ich also voller Freude ans Werk… die mir dann zwar nicht ganz abhanden kam, aber doch irgendwie etwas von ihrer Strahlkraft verlor. Ich wurde zusehends unzufriedener.
Das Ding ist: Mein Innerer Kritiker hasst neue Projekte. Vor allem solche, mit denen ich an die Öffentlichkeit will. Seine größte Sorge ist, dass ich für das, wer ich bin und was ich tue, ausgebuht werde. Dass andere Menschen mich auslachen, mich niedermachen, meine Arbeit doof finden. Und deshalb tut er – rein vorsichtshalber – genau das: Er lacht mich aus, macht mich nieder und findet meine Arbeit doof. Damit kein anderer das tut!
Verquere Logik… aber in der Welt meines inneren Kritikers macht das Sinn. Und: Zweifelsfrei funktioniert es!
2 Meine Gedanken fangen an zu kreisen
Das ist eine der unagenehmsten Begleiterscheinungen meines kreativen Tuns: Ich kann manchmal nicht mehr abschalten. Ich liege im Bett, will eigentlich schlafen… und dann habe ich immer neue Gedanken, immer neue Ideen. Wie ich die Probleme, die sich beim Bau der Website auftun, lösen kann. Wie ich alles noch besser machen kann. Noch perfekter. Noch wasserdichter.
Gedankenkreisen ist ein todsicheres Zeichen, dass mein Innerer Kritiker längst aktiv geworden ist. Er flüstert mir die ganze Zeit zu: „Das kriegst du eh nicht hin, dafür reichen deine Fähigkeiten nicht, du bist so naiv, zu glauben, dass du das könntest!“ Und ich versuche, ihm das Gegenteil zu beweisen. Mit wasserdichten Lösungen.
Die meinen inneren Kritiker jedoch kein bisschen verstummen lassen. Es ist eher andersherum: Je mehr ich rational versuche, eine Lösung zu finden, desto weniger klappt es. Ich werde nervös und unruhig, auch in meinem Alltag.
3 Das Feedback anderer hilft mir nicht weiter
Ich habe eine Handvoll Menschen, denen ich meine kreativen Projekte anvertraue, noch bevor sie andere zu sehen bekommen. Und meistens hilft das wunderbar. Denn sobald andere einen Blick auf meine Website werfen, bekomme ich selbst etwas Abstand und kann klarer sehen, was zu tun ist.
Ist mein Innerer Kritiker am Werk, so komme ich aber auf keinen grünen Zweig. Das Feedback anderer verunsichert mich, ich werde beratungsrestistent und bekomme Lust, alles einfach hinzuschmeißen.
Was da passiert? Mein Innerer Kritiker stürzt sich auf das Feedback der anderen (in seinen Augen keine Hilfestellung, sondern nur Munition gegen mich) und flüstert mir zu: „Siehst du, du kannst es einfach nicht! Die haben Recht, du bist einfach nicht gut genug!“
Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Reißleine zu ziehen. Ich kann nicht mehr anders, ich muss meinen Inneren Kritiker zum Gespräch bitten. Meistens schreibe ich dieses Gespräch auf, dann kann er sich mir nicht einfach entziehen.
Was ich tue?
Ich höre ihm zu. So geduldig und freundlich wie möglich. Denn ich weiß: Mein innerer Kritiker ist gar kein übler Kerl… er hat einfach nur unheimlich viel Angst. Er ist kein sehr erwachsener Typ, sondern argumentiert auf der Ebene eines Dreijährigen. Und deshalb nehme ich ihn in den Arm und versichere ihm, dass alles okay ist.
Meistens weise ich meinen Inneren Kritiker darauf hin, dass NIEMAND mein kreative Tun kleinredet – außer ER. Und dann schmunzeln wir gemeinsam, weil wir wissen: Ja, genau so ist es.
Das Ergebnis dieses Gesprächs: Mein Innerer Kritiker verliert sofort seine Macht über mich. Meine Freude kehrt zurück. Meine Gedanken hören auf zu kreisen. Das Feedback der anderen kommt bei mir an… und ich kann es aufgreifen und umsetzen.
Läuft bei mir!
Und bei dir?
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